Zyklische Schwäche, Frankreichs Ratingrisiko, schwarze Schwäne & Setup-Chancen

Saisonalität – 20-Jahre-Muster und Ausblick
September ist nachweislich statistisch der risikoschärfste Monat im Jahr – weltweit.
- DAX: Im 20- und 60-Jahre-Schnitt weist der September traditionell ein durchschnittliches Minus von -1,7 % auf, mehr als jeder andere Monat; Oktober hingegen eröffnete meist neue Erholungsrallys.
- S&P 500: Der einzige Monat mit signifikant negativer Historie (Ø -1%), auch in Haussejahren.
- Muster: Die ersten drei Septemberwochen tendieren schwach; Umschichtungen aus Fonds und nachlassende Aktienrückkäufe drücken. Im letzten Monatsdrittel steigen die Chancen auf eine technische Gegenbewegung.
- Begründungen: Fondsbalancierung, Window-Dressing, Nachurlaubsphase und "Sell the News" dominieren. Q3-Berichtssaison und geldpolitische Impulse werden vorbereitet.
Frankreich-Rating & systemische Risiken
- Frankreich bleibt ein Pulverfass: Herabstufung auf „A+“ durch große Ratingagenturen, steigende Risikoaufschläge auf Staatsanleihen und Angst vor weiterem Ausverkauf.
- Kettenreaktion: Französische Banken und Versicherungskonzerne mit großem Anleihebestand stehen unter verstärktem Druck, was europaweit Contagion-Risiken birgt (vgl. Anleihemarktschocks 2011/12).
- Domino-Effekte: Jeder weitere Vertrauensverlust kann Kapitalflucht, Spread-Ausweitung und Aktienpaniken in ganz Europa auslösen.
- Window of Disruption: Politische Unsicherheiten und die Unfähigkeit zu Reformen im Haushalt könnten jederzeit „schwarzen Schwan“-Charakter annehmen.
Schwarze Schwäne – was droht im September?
- Makro- und politische Eventrisiken: Drohender neuer Schuldenstreit in den USA, Ukraine-Krieg, Energieversorgungsengpässe, aggressive Notenbankschritte (trotz fallender Inflation), sowie unerwartete politische Wendungen in Frankreich/Eurozone.
- Tech-Sektor: Korrekturen bei Hype-Aktien (KI, Halbleiter), Schwäche in Gewinnerbranchen 2023/24 als Vorboten für Umschichtungen.
- Liquiditätsfalle: Plötzliche Marktilliquidität durch systemische Schocks, Margin Calls oder Fondsabflüsse – typisches September-Phänomen.
Trade-Setups und Taktik – nicht naiv, sondern datenbasiert
Aktien
- Short-Setups DAX/SX7E: Bei Bruch wichtiger Unterstützungen (DAX unter 23.400, EuroStoxx 50 unter 5.300) Trendfolge auf der Short-Seite mit Ziel bis 3–5 % Abwärtspotenzial.
- Defensive Positionierung: Fokus auf Versorger, Gesundheit, Infrastruktur, Goldminenaktien. Typische Turnaround-Kandidaten für Oktober-Momentum im Blick behalten.
Anleihen
- Long Spreads Frankreich/Deutschland: Ansteigende Spreads (OAT/Bund) per Derivat oder Spread-Future kaufen. Explodierende Risikoaufschläge bieten meist ausgedehnte Trendphasen.
- Defensive: Bundesanleihen kaufen: kurzfristiger Safe Haven bei weiteren Schocks.
Forex
- Short EUR/USD auf Frustrationsrallys: Überkaufte Bewegungen werden mit Stopps ausgereizt – mittelfristig Belastung durch EU-Politik und Spread-Dynamik.
- GBP/USD.: Intraday-Chancen nach News und an zentralen Unterstützungen (Breakouts/Fehlausbrüche), z.B. im Umfeld von BoE-Daten.
Rohstoffe & Krypto
- Gold/Silber Longs: September/Oktober sind traditionell gute Saisonalmonate für Gold. Überkauftem US-Dollar, Zinsschnitt-Fantasien und geopolitische Unsicherheit helfen – aber Einstieg selektiv nach Rückschlägen.
- Krypto: Widerstand Ethereum 3.500/4.000 im Auge behalten, Bitcoin bei 90.000/95.000 als Swing Long einplanen – schnelle Stopps, keine hohen Hebel.
Fazit und Strategiekern
- Kalter, saisonal riskanter September, undurchsichtige politische Lage in Frankreich, globale Risikopotenziale und wachsame Zentralbanken.
- Aktive Absicherung, keine All-in-Strategien, bewusste Sektor- und Assetrotation.
- Statt unreflektiertem Buy The Dip: Flexibel agieren, Sentiment beobachten, Setups nur nach bestätigtem Momentum handeln.
- „Schwarze Schwäne“ kalkulieren: Risiken dürfen nicht ignoriert, sondern müssen bewusst gescreent und gegenversichert werden.
robotrading.net empfiehlt diese Woche: Wake-Up-Strategien, Intraday-Taktik, und ein wachsames Auge auf Event- und Liquiditätsrisiken. Der gefährlichste Fehler im September ist es, auf Normalität zu hoffen!
Dieser Newsletter dient der Markt- und Risikoanalyse. Keine Anlageempfehlung.
